Rafael Hanke hatte in seiner Jugend relativ wenig mit der Musik zu schaffen, zumindest nicht im aktiven Sinn. Als passiver Geniesser der Musik hat er aber auch schon in jungen Jahren den Draht zu Ihr gefunden. Passend zu der aktuellen Laune wurde die richtige Musik gewählt.
Zu den favorisierten Bands zählen seit je her „Die Beste Band der Welt“, die Ärzte aus Berliiiiiiiiin. Rafael hat alle Alben die die Ärzte auf den Markt brachten gekauft. Zunächst waren das noch die grossen schwarzen Scheiben, auch Langspielplatte genannt oder kurz LP.
Das waren noch Zeiten in denen die Tonträger einen vernünftigen Sound über die Nadel hinweg an den Verstärker und in nächster Folge in die Boxen sendeten. Nun gibt es die kleinen Silbernen oder noch schlechter die MP3´s. Was für ein mieser Sound im Vergleich zu damals. Ja damals, da war alles besser, oder? Natürlich NICHT, jede Zeit hat Ihr Gutes!
Natürlich kam Rafael aufgrund seines Baujahres auch mit der NDW in Kontakt, der allseits beliebten „Neuen Deutschen Welle“. Bedudelt von „Da Da Da“ oder „Die Schule brennt“ galt seine besondere Vorliebe aber natürlich, wie könnte es auch anders sein, Nena. Ihre Lieder wurden auf jeder Fete bis zur bitteren Neige gehört, gesungen und gegrölt.
Da er aber schnell bemerkte, dass er bei Nena keinen Stich landen könne, entschloss er sich mit seinem Freund Ralf irgend wann einmal nach Monaco zu reisen und dort Stefanie von Monaco zu heiraten. Sie war damals mit Ihrem Song „Irresistible“ ebenfalls gut in den Charts vertreten.
Später dann im zarten Alter von 28 Jahren kaufte sich Rafael ein Keyboard. Damals ein Hitech Teil von Yamaha, das PSR 200 (grins). Aus heutiger Sicht ein Relikt aus alten Zeiten mit einem Klang der sagen möchte: „Hau besser ab, gleich gibt es was schräges aufs Trommelfell!“
Aber immerhin hat Rafael auf dem PSR 200 seine ersten musikalischen Erfahrungen gesammelt. Da er nie eine Musikschule besucht hat bedankten sich vor allem die Nachbarn das er so fleißig übte. Nächtliche Anrufe der genervten Nachbarn gehörten fast zur Tagesordnung und Rafael hatte meist auch eine gute Antwort parat. Als dann einmal ein Nachbar vor der Tür stand und sich beklagte er könne nicht schlafen erwiderte Ralf kurzerhand: „Wie denn auch wenn Du hier vor der Tür stehst, gehe mal in Dein Bett, dann kannst Du auch schlafen“.
Das waren die letzten Worte die Rafael mit dem Nachbar gesprochen hatte, er verstand den Spass nicht wirklich.
Durch das Keyboard kam er dann näher zur Musik, lernte was Akkorde und Tonarten sind und schaffte es nach relativ kurzer Zeit schon schöne Lieder zu spielen. Zu der Zeit dachte er aber noch nicht im entferntesten daran eines Tages selber Lieder zu schreiben.
Dem PSR 200 folgte dann irgendwann das PSR 510 und so hörte sich die Musik auch noch einmal besser an. Ca. zwei Jahre später dann kaufte er sich seine erste Gitarre, es war eine Ovation, die er gebraucht kaufte. So richtig Spass am Gitarre spielen fand er damals aber noch nicht. So ergab es sich, dass er die Gitarre dann wieder verkaufte.
Das Interesse an der Musik beschränkte sich im folgenden wieder auf das passive Musizieren, also dem Genuss des Musik hören´s.
Im Spätsommer 2009 (Danke Ivy) hatte sich Rafael ein Ticket für das „AREA 4“ Festival gekauft, da dort die Ärzte als Headliner gezeichnet hatten. Da sein Sohn ebenfalls Karten für das Festival hatte schaute sich Rafael auch viele andere Bands an. Es spielten damals unter anderem die „Plain White Ts“, „Madsen“, „The Hives“, „The Sounds“, die „Killians“, „Gaslight Anthem“, „The Subways“ und „Less than Jake“. Ein Mega Lineup das bei Rafael einen Wunsch auslöste, er wollte unbedingt wieder Musik machen.
Da sein Sohn ebenfalls sein Interesse am Musizieren gefunden hatte fuhr Ralf nach Witten in ein Musikgeschäft um seinem Sohn eine Epiphone zum Geburtstag zu kaufen. Als die Gitarre eingestellt wurde vertrieb er sich die Zeit in der Akustik Gitarren Abteilung und hatte unter anderem auch eine Takamine in den Händen und war von dem Klang so begeistert, dass er sich die Gitarre kaufte.
Mit der Gitarre fühlte er sich glücklich und so spielte er immer öfter und fing dann nebenher damit an, eigene Melodien und Texte zu schreiben. Da er aber von Natur aus ein sehr schüchterner Mensch ist hat er diese Werke nur für sich selbst gespielt. Unter Androhung von Gewalt hat er dann auch das eine oder andere Mal für seine Frau gespielt. Dabei blieb es dann auch bis er aus gesundheitlichen Gründen, er hatte einen Burnout, eine Kur in Horn Bad-Meinberg antrat.
Die Kur sollte 4 Wochen dauern und er wollte keinesfalls die gesamte Zeit auf das Gitarre spielen verzichten, weshalb er einfach die Takamine mitnahm. Nach einigen Tagen fragten ihn einige Mitpatientinnen (allesamt weiblich ;-)), ob er denn nicht mal einen Liederabend machen wolle. Dagegen hat er sich 5 Tage lang erfolgreich gewehrt, bis er schließlich resigniert zusagte unter der Voraussetzung, dass nicht mehr wie fünf Zuhörer geduldet würden.
Am Abend vor diesem ersten Minikonzert ging Rafael noch einmal in Richtung Schwesternzimmer und checkte seinen Blutdruck. Der lag bei bescheidenen 170/110 und der Puls lag bei 142 Schlägen in der Minute. Das war nicht nur Lampenfieber sondern die blanke Angst vor Publikum zu spielen. Aber ein Zurück gab es nun nicht mehr. Also rein ins Zimmer und erst einmal ein wenig plaudern. Als er anfing zu spielen ging nichts mehr, die Finger waren gelähmt und er hatte einen Knoten in den Stimmbändern.
Kurzerhand verzichtete er auf ein eigenes Lied und spielte von den „Monsters“ das Lied „Marzipan“. Dafür gab es zwei gute Gründe. Als erstes hat das Lied nur zwei Akkorde und weiterhin kann das Publikum hervorragend im Refrain mitsingen. So waren alle Zuhörer eingebunden und keiner schaute Rafael auf die Finger. Im Anschluss klappten dann auch die anderen Lieder und als er zum Abschluss noch den „Indianer“ spielte, waren alle Happy. Der einstimmige Entschluss des fünf Frauen starken Publikums war eindeutig, alles Super und schön. Also beschloss die Zuhörerschaft, dass hier in der Reha noch ein weiteres Konzert vor größerem Publikum stattfinden müsse. Andrea sagte darüber hinaus zu, bei dem Konzert mit zu spielen, da Sie auch Gitarre spielen könne.
Ja, so nahm der Anfang seinen Lauf. Eine Woche später fand dann das Konzert vor ca. 50 Zuhörern statt und Rafael hatte richtig viel Spass daran. Wer bekommt schon nicht gerne Applaus. Nach dem Konzert wurde er mehrfach gefragt ob er denn schon mal eine Platte aufgenommen hätte. Die Lieder gefielen dem Publikum sehr gut und Ralf entschloss sich in seinem Leben eine scharfe Kurve einzuschlagen. Weg vom schnöden Verkäufer im Außendienst mit täglichem Ärger und zumindest den Versuch starten, von der Musik leben zu können. Nicht reich werden, einfach ein zufriedenes Auskommen ohne täglich mit einem dicken Hals zur Arbeit fahren zu müssen.
Und da steht er jetzt, mit der ersten CD die er selbst eingespielt, geschnitten und gemastert hat. Hört Sie Euch an und bildet Euch eure Meinung. Für konstruktive Kritik ist Rafael immer dankbar. |
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