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MOSQUITO JACK
…aus dem Tagebuch von APE RAHAM…
An einem heißen Tag im Hochsommer parke ich vor einem alten Gebäude auf dem Dorf. Als ich aussteige, dröhnt mir sogleich der brachiale Bass einer deutlich lauten Rockband entgegen; erst als die Gitarren einsetzen, kann ich mich orientieren. Ich werde Mosquito Jack in ihrem Proberaum besuchen, um mir einen Eindruck von ihrer Performance machen zu können.
„MotoRocK“ wurde mir zugetragen.
Auf mein Klopfen öffnet mir Herr Jack persönlich das Fenster, durch das ich auch eintreten muss. Die Atmosphäre ist düster, die Luft verraucht, stickig, heiß, feucht. Eine kleine Halogenfunzel brennt und muss den dunklen Kellerraum mit Licht versorgen. Das Respekt einflößende Rauschen der Verstärker macht es mir schwer, die offensichtlich gut gelaunten Vier akustisch zu verstehen. Statt Joints in der Fresse haben Mosquito Jack allerdings lieber einen Kasten Bier im Proberaum.
Weder Mosquitos Bruder Jackie Mo Chan am Schlagzeug noch Bassist Marciño und Jack Trump an der zweiten Kampfaxt reden allzu viel. Mosquito selbst raucht hastig seine Zigarette auf, bevor er zum Angriff bläst und den nächsten Song intoniert. Mit Schrecken bemerke ich, dass Ohrenstöpsel hier trotz des unmenschlichen Lärmpegels aus der Mode sind.
Mosquito Jack suhlen sich in ihrem Dreck und fühlen sich sichtlich wohl dabei. Ein dicker, fetter Gitarrensound, der seine Wurzeln klar im StonerRock hat; ein Schlagzeug im Up-Tempo, das viele Breaks und vor Allem Beckenschläge nicht scheut; unten herum ein Bass, der durch straighte Linien – geschmückt mit vereinzelten tonalen Eruptionen – überzeugt: das sind Mosquito Jack.
Beim heimlichen Überfliegen der Textblätter entgeht mir nicht, dass Herr Jack ein Mann weniger Worte ist und sich auch gerne etwas kryptischer ausdrückt als ich es erwartet hatte. Das passt zur Musik, denn das Konzept der Jacks fußt eindeutig auf simplem Riffing (Hymnencharakter nicht ausgeschlossen), übersichtlichen Songstrukturen und viel, viel Power, die sich häufig nach geschicktem Spannungsaufbau in martialischen Schreien entlädt.
Chan steuert hinter den Kesseln seinen bösartigen Teil zur Vokalakrobatik bei, während Herr Mosquito als Frontsau ordentlich Gas gibt, ohne jemals seine Coolness zu verlieren. Gleiches gilt für Marciño und Jack Trump, die ebenfalls aufs Bremspedal verzichten – diese Band stimmt.
Und das war erst die Probe. Nach zwei Stunden verlasse ich die Jacks. Um ein Erlebnis, eine CD und Ohrensausen reicher, steige ich in mein Auto und entschließe mich, bei ein wenig Cruising den Staub aus meinen Boxen zu blasen.
Ich bin sicher, das wäre im Sinne des Mosquito Jack Spirit.
Rock tut gut!
APE RAHAM |
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